Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern ist "verantwortungslos"

Neues Gutachten zur Aufbereitung von Einmal-Medizinprodukten

Berlin|Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) lehnt aus Sicht der Patientensicherheit Pläne ab, die Aufbereitung von medizinischen Einmalprodukten zu fördern. So sieht der Vorschlag des Europäischen Parlaments zur neuen europäischen Medizinprodukteverordnung vor, alle bisherigen Einmal-Medizinprodukte grundsätzlich als aufbereitbar zu betrachten, sofern sie nicht von der EU-Kommission als nicht-aufbereitbare Einmalprodukte gelistet sind. In einem nun vorgelegten Gutachten im Auftrag des BVMed nennt der Sachverständige Dr. Hans Haindl die Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern „verantwortungslos“. Das Gutachten kann unter www.bvmed.de/isk-gutachten heruntergeladen werden.

Einzelkatheter mit Nelatonspitze -  Bildquelle: UROMED Kurt Drews KG

Einzelkatheter mit Nelatonspitze – Bildquelle: UROMED Kurt Drews KG

Der Sachverständige für Medizintechnik Dr. Hans Haindl kommt in dem Gutachten „Intermittierende Blasendrainage – single-use versus re-use“ zu dem Ergebnis, dass es keinen Nachweis für die Unbedenklichkeit aufbereiteter Blasenkatheter gebe. Man wisse „trotz zahlreicher vorliegender Studien und Metaanalysen (…) wenig über den Einfluss der Aufbereitung von Einmal-Blasenkathetern auf die Infektionsrate und andere Komplikationen des Patienten“. Einige Studien würden über eine signifikante Verringerung der Rate der Harnwegsinfektionen berichten, wenn hydrophile oder Gleitmittel-beschichtete Einmalkatheter verwendet werden. Keine der Studien befasse sich mit der Methodik der Aufbereitung der Katheter. Haindl: „Es liegt eine bemerkenswerte Leichtfertigkeit darin, eine Methode zu empfehlen, die überhaupt nicht exakt beschrieben ist.“

Eine Aufbereitung bedeutet nach dem Gutachten „die Inkaufnahme einer höheren Rate von Harnwegsinfektionen. Diese Harnwegsinfektionen wiederum verursachen nicht unerhebliche Kosten, Morbidität und, nicht zu vergessen, Mortalität.“

Zum Hintergrund: Die intermittierende Selbstkatheterisierung (ISK) der Blase ist bei Blasenfunktionsstörungen in Folge bestimmter Erkrankungen das Mittel der Wahl. In den meisten Ländern mit hochentwickelten Gesundheitssystemen werden hierzu Einmalkatheter verwendet, die dem Patienten die Selbstkatheterisierung unter weitgehend aseptischen Bedingungen erleichtern. Diese Katheter sind steril verpackt in einer Verpackung, aus der heraus sie direkt eingeführt werden können. Zur Verbesserung der Gleitfähigkeit sind sie entweder beschichtet, so dass sie unter Zugabe von Wasser gleitfähig werden, oder es ist in der Verpackung ein Gleitmitteldepot, durch das die Katheter vor dem Einführen automatisch mit Gleitmittel beschichtet werden („Ready-to-use-Technik“).

 

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