Reaktionlosigkeit ≠ Bewusstlosigkeit

Die vergangene Jahre habe gewaltige Fortschritte im Verständniss unseren Körpers gebracht.wie unser Bewusstsein funktioniert, ist aber deutlich weniger erforscht. Bewusstsein hat verschiedene Stufen. auch in der pathologischen Form gibt es unterschiedliche Formen des Bewusstseins. Für die Entstehung dieses Phänomen müssen viele Gehirnareale zusammenspielen. Bewusstsein ist vorhanden nur wenn diese Areale normal funktionieren.

Alireza Sibaei OT.BSc., NR. MSc.

Alireza Sibaei OT.BSc., NR. MSc.

Bewusstsein ist eine subjektive Erfahrung, Es macht die Beurteilung der Ebene des Bewusstseins bei nicht kommunikativen, gehirn-geschädigten Menschen sehr schwer. Menschen in diesem Zustand (Syndrom reaktionsloser Wachheit) zeigen eine extrem limitierte Form der kognitiven Funktionen. Das Stellen einer Differentialdiagnose (minimaler bewusster Zustand oder Syndrom reaktionsloser Wachheit) ist ein komplizierter Prozess und sehr zeitaufwändig. Die Bewertung des kognitiven Status ist zeitabhängig und kann auch nicht von kompetentem und erfahrenem Personal in einer kurzen, einheitlichen Testung vorgenommen werden. Die Fähigkeit des Patienten eine Antwort zu generieren, schwankt von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde. Einschätzungen basieren auf einer Reihe von Verhaltensmustern und Reaktionen auf äußere Reize mit Hilfe von neurologischer Untersuchungen, Neurobehavioralen Assessments, neuen bildgebenden Verfahren und der Langzeitbeobachtung.

Studien zeigen, dass die Diagnose des Bewusstseinszustandes, einer hohen Rate von Fehldiagnosen unterliegt: Bis zu 40 Prozent der Diagnosen als Syndrom reaktionsloser Wachheit sind falsch! Man darf nicht vergessen,dass das Syndrom reaktionsloser Wachheit ein Übergangszustand sein kann und die Prognose für Patienten mit Bewusstseinsstörungen zu einem großen Teil von der Art der Schädigung des Gehirns abhängt.

Fehler bei der Diagnosestellung können durch folgende Faktoren entstehen:

  • Mangelnde Kenntnisse über die Anwendung des Assessments, zur Testung des schwer-hirngeschädigten Menschen (Prüfer)
  • Patient
  • Umgebung
  • unzureichendes Wissen über dieses relativ seltene Krankheitsbild
  • Unklarheiten der Terminologie

Aufgrund oben genannter Schwierigkeiten, verpflichten die ethischen Prinzipien die Gesundheitsexperten über Rückschlüsse auf Zustände des Bewusstseins bei dieser Patientengruppe sehr vorsichtig. Die Verwendung der Begriffe wie apallisches Syndrom, permanenter vegetativen Zustand oder Wachkoma sind wenig zutreffend und irreführend für Laien sowie Fachleute und führen zu einer missverständlichen Auslegung. Das Fachpersonal sowie die Autoren sollen in der Öffentlichkeit die adäquate und wissenschaftlich korrekte Bezeichnung „Syndrom reaktionsloser Wachheit“ gebrauchen. Der Begriff vermeidet das Wort „vegetativ“ und verhindert somit Aussagen über nicht vorhandenes Bewusstsein. Er vermeidet außerdem das Wort „permanent“ (andauernd) und macht daher keine Aussage über einen Dauerzustand der Diagnose ohne Erholungspotential.

Alireza Sibaei OT.BSc., NR. MSc.

Deutsches Institut für Wachkoma-Forschung DIWF©