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Absauggerät nicht wirklich praxistauglich

Völlig losgelöst … von den praktischen Erfordernissen an eine Patientenversorgung

Seit 13 Jahren versorgt der Dienstleister „Servona“ (seit 2022 „Orbisana“) meine im Wachkoma liegende Frau mit einem Sekretabsauggerät, dem Servoport 3000, um eine sichere Patientenversorgung zu gewährleisten. Meine Frau wird regelmäßig über den Mund und ein Tracheostoma abgesaugt, da das Schlucken nicht mehr ausreichend stattfindet.

Links das Atmos LC 27, rechts das Servoport 3000

Im vergangenen Jahr wurde mir mitgeteilt, dass diese Absauggeräte nicht mehr gewartet, ausgetauscht und verschrottet werden. Als ich das Austauschgerät, ein Atmos LC27, auspackte, traute ich meinen Augen nicht. Es besaß einen fast schwarzen Sekretsammelbehälter im Gegensatz zu dem glasklaren des Servoport.

Eine Beurteilung des abgesaugten, gesammelten Sekrets nach Menge, Farbtönung, Schaumigkeit, ungelösten Bestandteilen, Eindickung und Zähigkeit ist mit einem solchen intransparenten Behälter nicht möglich. Besonders für die Feststellung von Mikroaspirationen und Ruktus (Aufstoßen) in Folge Reflux ist dies von lebenswichtiger Bedeutung.

Bis heute habe ich mich daher geweigert, das Servoport 3000 zurückzugeben, und versucht, eine Ausnahme zu bekommen. Die Krankenkasse (TK) ist informiert und hat Verständnis signalisiert, wird aber von sich aus nicht tätig. Mit diesem Bericht möchte ich einen Anstoß dazu geben.

Ein Anruf bei Atmos ergab, dass man keinen klaren Sekretbehälter im Angebot habe. Die Entscheidung für einen schwarzen Behälter sei vom Management aus ästhetischen Gründen getroffen worden, damit sich Besucher im Patientenzimmer nicht ekeln müssten.

Mein Versuch von Orbisana mehrere Altgeräte privat zu erwerben, wurde abgelehnt, da ein solcher Verkauf nicht erlaubt ist. Meine Internetrecherche ergab, dass neue Servoport 3000-Geräte zwischen 720 € und 1012 € noch zu kaufen sind. Das Atmos LC27 kann man zu Preisen zwischen 360 € und 430 € erwerben.

Neue Rückfragen bei Orbisana ergaben, dass die Auswechslung der Absauggeräte vom Beschaffungsmanagement beschlossen wurde und ich nicht der Einzige sei, der Beschwerden rückgemeldet habe.

Ich möchte mit diesem Erlebnisbericht aufzeigen, dass unser geldorientiertes medizinisches Versorgungssystem wieder einmal zu negativen Auswüchsen für den Patienten führt, besonders wenn Entscheider ohne fachlichen Hintergrund am Werk sind und Betroffene nicht eingebunden und vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Prof. Dr. Manfred Schlich, stellv. Vorsitzender des SelbstHilfeVerband – FORUM GEHIRN e.V.

 

PS: Ist es abwegig zu glauben, dass die Rücknahme von 1000 € Geräten und deren Weiterverkauf nach Abzug von Refit-Kosten einen Gewinn erbringen kann, wenn der Patient mit einem 400 € Gerät abgespeist werden kann?

 

Video Servoport-Saugbetrieb  |  Video Atmos-Saugbetrieb